Ein Buch wie eine Frucht
Alles wieder gut?
Von Pfarrerin Vera Rudolph
Evangelische Kirchengemeinde Lützel-Neuendorf
Unsere Deutschlehrerin sagte: „Ein Buch ist wie eine schöne Frucht. Man dreht sie eine Weile in der Hand, betrachtet sie, befühlt sie, riecht an ihr. Dann schält man langsam ein Stück der Schale ab und nimmt wahr, wie die Frucht innen beschaffen ist. Dann genießt man den ersten Bissen.“ Also erst den Umschlag des Buches betrachten, befühlen, langsam die Seiten aufblättern; ein neues Buch duftet sogar. Dann der erste Bissen des Lesevergnügens. Ich mag Bücher, die mich in Bann ziehen, die ich am Stück verschlingen kann. Sie regen die Fantasie an, blenden den Alltag aus, führen an fremde Orte oder Gefühlswelten. Manche Bücher sind spröder, erschließen sich nach und nach. Man muss mit- und nachdenken, um zu verstehen. Die Bibel ist eine Frucht, von der manche meinen, sie sei nicht mehr richtig frisch, rieche muffig, sei wenig schmackhaft und schwer verdaulich. In der Tat sind darin uralte Geschichten enthalten, Erfahrungen, die Menschen vor Tausenden von Jahren mit Gott und Jesus gemacht haben. Dennoch ziehen mich diese Erzählungen in Bann: spannende Abenteuer wie das von Josef und seinen Brüdern, fantastische Geschichten von Wundern, Aufbruch und Ankommen, Bedrohung und Rettung. Vor kurzem haben sich die Konfirmanden ihre Bibelsprüche fürs Leben ausgesucht. Zum Beispiel: „Gott steht mir bei, nun fürchte ich nichts mehr. Was können Menschen mir tun?“ oder „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ oder „Nehmt einander an, wie Christus uns angenommen hat.“ oder „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Mutmachverse, die für die Jugendlichen wichtig sind und sie begleiten - alles andere als überholt und muffig! Es stecken Erfahrungen in der Bibel, die etwas für das eigene Leben bedeuten können. In dieser Zitrone steckt noch viel Kraft.