Ein altes Lied

Von Pfarrer Gerd Götz, Evangelische Kirchengemeinde Vallendar

Von Pfarrer Gerd Götz
Evangelische Kirchengemeinde Vallendar

"Schaffe mir Recht, Gott". Ein wahrlich altes Lied fängt so an. Psalm 43. Aus einer Sammlung von Liedern oder Geschichten, die Menschen vor mehr als 2000 Jahren aufgeschrieben haben, den Psalmen. 150 solcher Lieder finden sich im Buch der Psalmen.

Aber was sollen wir mit den ollen Kamellen? Nun vieles bleibt fremd bei den Bildern und Gedanken der Psalmen und anderer Texte der Bibel. Ich finde die Frage spannend, warum jemand ein solches Lied geschrieben hat. "Schaffe mir Recht Gott" schreibt jemand, der offensichtlich kein Recht bekommen hat. Der auf Gerechtigkeit warten muss. Und weil er es anscheinend nicht schafft, selbst für sich oder andere Gerechtigkeit zu schaffen, wendet er (oder sie!) sich an Gott. Man könnte sagen: Not lehrt beten. Da ist viel Wahres dran. Mich bewegt aber die Frage ob dieses Lied nicht "das alte" Lied vom Ruf nach Gerechtigkeit ist. Das immer wieder gesungen werden kann und muss. Weil es damals vor mehreren tausend Jahren ähnlich war wie heute: das was fehlte und was fehlt ist Gerechtigkeit. Darum sind die Kamelle gar nicht so oll. Vielleicht mit etwas angestaubter Sprache. Aber im Grunde sind das Fragen, die uns auch heute noch bewegen. Und wenn wir das alte Lied immer wieder neu singen, ist das ein Zeichen dafür, dass wir noch nicht aufgegeben haben. Auch wenn die Frage offensichtlich schon seit langer Zeit nicht einfach gelöst wird. Mag es daran liegen, dass Gott die Gerechtigkeit unter den Menschen in die Hände der Menschen selbst gelegt hat? Und uns somit in die Verantwortung nimmt, Verantwortung für uns Menschen zu übernehmen? Und wir dieser Verantwortung nicht immer gerecht werden?

Ob das alte Lied die Lösung ist, möchte ich dahingestellt sein lassen. Aber es ist ein kraftvoller Ausdruck der Hoffnung. Ein neueres Lied aus dem Gesangbuch klingt so: "Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen". Dann machen wir uns mal auf den Weg.

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