Du stellst meine Räder auf weiten Raum
Von Pastorin Katrin Püschel
Öffentlichkeitsreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz
„Das Leben ist schön.“ Kaum ein Tag vergeht, an dem mir dieser Satz nicht dankbar durch den Sinn geht. In ihm steckt für mich Vertrauen. Gottvertrauen.
Im Mai nächsten Jahres lebe ich 18 Jahre mit meiner Multiplen Sklerose. Sie wird volljährig und hat mich seit ihren Anfängen tagtäglich begleitet und herausgefordert. Anfangs konnte ich noch kürzere Strecken an Stöcken gehen. Ungezählte Schübe, Nervenentzündungen, haben mit der Zeit zu immer mehr bleibenden körperlichen Beeinträchtigungen geführt. Heute manage ich mein Leben mit Links, weil die rechte Körperhälfte dauerhaft gelähmt geblieben ist. Ich bin froh, weiterhin halbtags berufstätig zu sein, diktiere meine Texte, telefoniere, bearbeite Presseaufträge, pflege die Internetseiten des Evangelischen Kirchenkreises. Einkaufen fahre ich mit dem Elektrorollstuhl, sammle Lebensmittel in einer großen Tasche um den Hals, bitte fremde Menschen, mir Waren aus den oberen Regalen anzureichen. Kassiererinnen befüllen den „Kofferraum“ in meinem Rücken. Zuhause unterstützen mich Kräfte der Ökumenischen Sozialstation, weil ich mit Pflegerad III auf Hilfe angewiesen bin. Trotzdem unternehme ich weiterhin Urlaubsreisen mit der Bahn und ihrem Mobilitätsdienst. Ein paar Tage Berlin mit behindertengerechtem Hotelzimmer buche ich routiniert in weniger als 30 Minuten. „Du stellst meine Räder auf weiten Raum (Nach Psalm 31,9)! „Ich […] vertraue auf den Herrn. 8Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte.“