Drinnen und draußen spürbar

Von Pfarrerin Carmen Tomaszewski
Evangelische Gefängnisseelsorgerin an der JVA Koblenz

Jetzt ist er da, der Tag, auf den in den letzten Wochen immer wieder hin geschaut und entschieden wurde. Heiligabend. Für mich war das schon immer der Tag mit höchsten Erwartungen an die Stimmung und gleichzeitig hohem Schiefgeh-Potential. Nun also gekrönt von Pandemieentscheidungen. Wie es dieses Jahr wird? Sie werden es erleben. Vielleicht gab es im Vorfeld die Möglichkeit, Abläufe, die nicht mehr tragen, für das Fest zu verändern. Offen zu sein, was dann passiert. Oder starke Sehnsucht danach, dass es alles sein möge wie immer. Wir werden es erfahren. Vielleicht passt der Text meines Weihnachtsgrußes an die Menschen, die Weihnachten in der JVA verbringen, einfach dieses Jahr auch für jene, die draußen irgendwie anders feiern (müssen) als sonst:

Weihnachten fällt nicht aus. Ja, vieles fällt weg, macht es mühsam und eng. Und nähert sich damit vielleicht dem Wunder, das der Ursprung des Festes war: Das große Mächtige wird hilflos und schwach, Gottes Liebe wird in die Welt geboren. Gefährdet und zerbrechlich, wie jedes Menschenleben, was uns diese Tage auf erschreckende Weise zeigen.

Vielleicht ist es die große Kunst, in diesen angespannten verrückten Zeiten weiter einen freundlichen Blick zu behalten, für alle Menschen, für ihre Ängste und Nöte. Die Freundlichkeit zu entdecken, wenn einer dem anderen beisteht. Oder hilft, wo es in seiner Macht steht. Zuhört, wo er nichts anderes tun kann. Einen Moment Zeit verschenkt, ein Lächeln, ein tröstliches Wort.

Und in all den Unsicherheiten dieser Tage immer wieder einander das Vertrauen zu stärken, dass wir das nicht allein schaffen müssen. Dass es in der Welt Liebe und Freundlichkeit gibt. Und Hoffnung. Und dass wir sie größer machen, wenn wir sie teilen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen  - in allem und trotz allem – gesegnete und gute Weihnachtstage.

Bleiben Sie behütet!