Don't look back in anger - Blick zurück im Zorn?

Von Pfarrerin Nannette Fengler
Im Moment wird wieder viel über Corona geredet. 5 Jahre nach Ausbruch der Corona-Epidemie wird versucht, ein Resümee zu ziehen. Es ist wahrscheinlich, dass es irgendwann noch einmal zu einer Epidemie durch neue Virenformen kommen wird. Es soll es bei einer Aufarbeitung nicht darum gehen, Schuldige für Versäumnisse zu suchen und anzuklagen, sondern etwas für künftige Pandemien zu lernen. Ich persönlich habe in den letzten Tagen auch über mein Verhalten während der Coronazeit nachgedacht. Und ich muss zugeben, dass auch ich im Umgang mit anderen Menschen Fehler gemacht habe. Ich selbst war geimpft, ich habe aber nicht genug wahrgenommen, wie sehr Menschen, die sich nicht haben impfen lassen, ausgegrenzt und schlechtgeredet wurden. Die Impfdebatte war irgendwann moralisch so aufgeladen und überhöht, dass es nur noch die guten Geimpften und die bösen Ungeimpften gab. Ich hätte mehr versuchen können, dieses gut-böse Schema zu durchbrechen, um die Ausgrenzung und die Respektlosigkeit gegen Ungeimpfte in einen vernünftigen Umgang miteinander zurückzuführen. Auch wenn Aussagen von Politikern, zur Spaltung beigetragen haben („Pandemie der Ungeimpften“), hätte ich es begrüßt, wenn dieses schwarz-weiß Denken von mehr Mutigen durchbrochen worden wäre. Für mich ist der respektvolle Umgang mit Anderen ein wichtiger Maßstab meines christlichen Handelns, da in der Bibel sehr oft der Gedanke ausgesprochen wird, dass man Christen an ihrem Umgang miteinander und mit anderen Menschen erkennen soll ( Eph.4,2; Römer12,10; u.a.).Ich hoffe, dass auch die Kirche die Zeit der Pandemie noch einmal aufarbeitet und reflektiert, damit Wege gefunden werden, Menschen nicht alleine zu lassen, wie z.B. alte Menschen in Heimen, Kinder und Jugendliche, die zu Hause bleiben müssen und Andersdenkende.