Die "tollen Tage" sind vorbei

Von Landespolizeipfarrer Reinhard Behnke

Viele Menschen haben gefeiert mit guter Laune und guten Gefühlen, Ausgelassenheit, Lebenslust. Schon immer war dies Fest gegen Ende des Winters ein emotionales Fest, auch damals, als es noch nicht Karneval hieß. Vor jedem Winterende wurde es schon vor Urzeiten gefeiert, weil die entbehrungsreichen Wintermonate an Bedrohlichkeit verloren und sich hier und da allererste Boten des Vorfrühlings andeuteten: sich verändernde Blattknospen, ein paar Schneeglöckchen auf einem ersten aufgetauten Fleckchen Waldwiese. Die Tage wurden heller und die Stimmen der Vögel ließen sich wieder vernehmen. So ist das bis heute. Heutzutage sind Winter und Kälte für uns nicht mehr bedrohlich. Wir müssen nicht mehr frieren und im Dunkeln sitzen. Auch müssen keine Wintervorräte eingeteilt werden. In den Gemüseläden, Metzgereien und Supermärkten ist immer Sommer; alles ist da. Dennoch feiern wir immer noch und nennen das Fest jetzt Karneval. Es ist durch die christliche Religion umgemünzt worden und gilt vielen als bewusste Ausgelassenheit vor der sich anschließenden Fastenzeit. Und längst nicht mehr liegt das Augenmerk beim Fasten nur auf der Nahrung. Fasten wird generell zum Symbol für Verzicht als Kontrasterfahrung zur Fülle. Verzicht schärft die Sinne und lenkt den Blick aufs Wesentliche, dass von der Fülle so oft überdeckt wird: ein Dach über dem Kopf haben; ein Bett, in dem ich schlafen kann; satt werden, Menschen kennen, die ich mag und die mich mögen. Manchmal geht dies Wissen unter in den überbordenden Regalen der Kataloge und Supermärkte. Die wollen uns glauben machen, sie seien das Wesentliche.  Weit gefehlt. Fasten wir! Verzichten wir für ein paar Wochen auf irgendeinen Luxus, an dem wir besonders hängen. Machen wir die Erfahrung des Wesentlichen.

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