Die Parteilichkeit Gottes

Von Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt

Von Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Wenn der mächtigste Mann der Erde, Multimillionär wie einige seiner Berater und Mitarbeiter, zynisch und offen einen Krieg gegen die ärmeren Menschen - auch in seinem Land - betreibt, ist es an der Zeit, deutlich dagegen Stellung zu beziehen. „Vom Tellerwäscher zum Multimillionär!“ Dieses verlogene amerikanische Kapitalimusmärchen ist doch längst durchschaut und gehört auf den ideologischen Müllhaufen. Nichts desto trotz habe ich es durch Jahrzehnte in Diskussionen auch bei uns immer wieder gehört. Natürlich ist der Glaube an gesellschaftlichen Aufstieg durch die eigene Leistung so nachvollziehbar wie die Hoffnung auf einen Sechser im Lotto und für viele auch ein lebenswichtiger Traum.

Aber sagen Sie das doch einmal einem der vielen Abgehängten im Niedriglohnbeschäftigungsbereich, alleinerziehenden Müttern, Arbeitslosen jenseits der 50 usw. Wie glaubwürdig ist das denn?

Seit Jahren geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander und gefährdet die Demokratien immer mehr. In letzter Zeit wird das immer deutlicher und zeigt, dass der Neoliberalismus keine Befriedung der Gesellschaft in an sich reichen Staaten leisten kann. Das ist wahrlich ein Armutszeugnis - vielleicht aber auch gar nicht gewollt.

Wahrscheinlich werden jetzt einige denken, der Pfaffe solle lieber nicht politisieren und bei seiner Sache bleiben. Aber genau dabei bin ich, wenn ich die beiden biblischen Losungsworte für den heutigen Freitag lese.

Einmal aus dem 1. Testament: “Er (Gott) wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande.“

Zum anderen aus dem 2. Testament: (Jesus sagt:)“Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer.“

Zwei eindeutige Sätze, die neben vielen anderen die Sympathie und Solidarität Gottes mit den Armen bezeugen, oft von den Kirchen leider nicht oder nicht genug beherzigt.

Aber auch hier: Wie glaubwürdig ist das denn? Wo sehe ich das denn heute? Ansatzweise in zahllosen diakonischen und caritativen Engagements in Institutionen des Bodenpersonals, auch in persönlichen Zeichen und Taten der Liebe. Immerhin, das soll man nicht kleinreden. Halt Apfelbäumchen pflanzen, auch wenn morgen die Welt unterginge.

Andererseits bliebe es eine zynische Vertröstung auf ein besseres Jenseits nach dem Motto „Einst werd ich liegen bei einem Engel nirgend.“ Nein. Die Parteilichkeit Gottes mit den Armen wird die Zukunft erweisen. Darauf setzen wir nach Passion und Ostern.

Zurück