Die drei Siebe des Sokrates

Von Pfarrerin Stefanie Martin, Schulpfarrerin des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Pfarrerin Stefanie Martin,
Schulpfarrerin des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Alex Jones muss zahlen. Fast eine Milliarde Dollar. Dazu wurde er letzte Woche von einem amerikanischen Gericht verurteilt.

Jones verbreitete jahrelang über seinen Radio- und Internetkanal, der Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule, bei dem 2012 28 Menschen ermordet wurden, sei von Schauspielern inszeniert worden, um schärfere Waffengesetze durchzusetzen.  Dabei  hetzte er seine Hörer und Anhänger so auf, dass diese die Angehörigen der Opfer des Massakers verfolgten, beleidigten, und bedrohten, teils mit dem Tod. Ihnen sprach das Gericht nun Schadensersatz zu. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Jones bewusst und absichtlich gelogen hat.

Unter rechtsextremen Amerikanern, wie Alex Jones, verstehen sich viele als gute, bibeltreue Christen. Ein Tipp des Apostel Paulus für angemessene Kommunikation ist aber scheinbar kaum bekannt.  „Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist…“ Ähnlich funktionieren die „drei Siebe des Sokrates“:

Eines Tages kam ein aufgeregter Schüler zu Sokrates um ihm etwas zu erzählen. „Warte!“  unterbrach ihn der Weise, „lass sehen, ob das, was du erzählen willst, durch die drei Siebe geht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Ist das, was du mir erzählen willst, wahr?" „Nun, ich weiß nicht, ich hörte es,“ bekannte der Schüler.

„Aber vielleicht hast du es im Sieb der Güte geprüft. Ist das, was du mir erzählen willst, wenigstens gut?" Zögernd sagte der Schüler: „Nein, im Gegenteil..."

„Dann", unterbrach ihn der Weise, „lass uns das dritte Sieb anwenden: Ist es notwendig, mir zu erzählen, was dich so erregt?" „Notwendig nun gerade nicht..."

„Also", lächelte Sokrates, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so belaste dich und mich nicht damit!"

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