Die beste Zeit im Jahr

Von Pfarrerin Dr. Anja Angela Diesel
Schulreferentin des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

„Die beste Zeit im Jahr ist mein, das singen alle Vögelein“!, so wie derzeit auf dem Höhepunkt des Frühlings. Die Liedzeile stammt aus einem Gedicht Martin Luthers. Luther bringt in diesem Gedicht seine Leidenschaft und Hochschätzung für die Musik und besonders für das Singen zum Ausdruck. Die Musik, das Singen, sind für Luther ein Geschenk Gottes: Sie helfen gegen Zorn und Hass, Sorge und Kummer. Sie legen dem Teufel das Handwerk - ein toller Gedanke! Singen Sie? Im Chor? Im Fußballstadion? Im Auto? Unter der Dusche? Karaoke? Manche sagen: „Ich kann nicht singen“. Andererseits erfreut sich Rudelsingen großer Beliebtheit. Das mit dem Singen ist so eine Sache. Mein Eindruck ist, medial und bei ausgewählten Gelegenheiten ist es sehr gegenwärtig, beliebt und viele machen mit; im persönlichen Alltag, in den Familien, ist es rückläufig, bis nahezu verschwunden. Kinder trällern mitunter noch vor sich hin, Erwachsene eher selten. Aber im Straßenbild sind Menschen mit Kopfhörern eine feste Größe geworden. Sie haben ihre Musik im Gepäck. Musik ist eine wichtige Begleiterin im Alltag. Im kirchlichen Kalender wird heute der Sonntag „Kantate“, gefeiert. Kantate bedeutet „Singt“. Das Motto dieses Sonntags steht in Psalm 98: „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“. In der Bibel ist häufig vom Singen die Rede, es singen einzelne oder die Gemeinschaft. Und nicht nur die Menschen singen, die ganze Schöpfung kann Gottes Lob singen! Mir gefällt Luthers Vorstellung, dass das Singen zum Lob Gottes eine Art Sorgenfresser ist und Gegenmittel gegen zerstörerische Kräfte. Einen Versuch ist es wert! Was meinen Sie? „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder“.