Demut gehört zum Handwerk

17. Sonntag nach Trinitatis

Von Schulpfarrerin Ruth Stein, Koblenz

Oft heißt es ´Klappern gehört zum Handwerk`, viel besser aber gefällt mir eine Aussage, die ich vor kurzem gelesen habe: ´Demut gehört zum Handwerk`. Ich werde mir sicher die eine oder andere Attraktion beim Schängelmarkt anschauen, auf jeden Fall aber werde ich wie jedes Jahr über den Kunsthandwerkermarkt schlendern. Ich mag Dinge, die die Fertigkeiten ihres Erschaffers widerspiegeln und von denen jedes einzelne ein Unikat darstellt, das nie mit einem anderen ganz identisch ist. Während es in der Technik darum geht, sie zu ´beherrschen` und möglichst exakt gleiche Ergebnisse zu produzieren, reden wir davon, ein Handwerk ´auszuüben`, und das entspricht einer eher demütigen Haltung dem Geschaffenen gegenüber. In früheren Zeiten haben Handwerker ihre Fähigkeiten nirgendwo sonst so zeigen können wie beim Bau von Gotteshäusern und Kirchen. Zur Ehre Gottes haben sie Wunderwerke geschaffen und wollten dabei doch immer nur den Schöpfer aller Dinge und das Werk Seiner Hände preisen.

Und wenn im Neuen Testament steht, dass wir Gotteshäuser, also Gottes Tempel sind, dann geht es darum, Gott Raum zu geben in uns, Seinen Geschöpfen, und in unserem Handeln Sein Wort aufzuzeigen und Ihm zu dienen. Das aber ist es zugleich, was uns als Seinen Ebenbildern diese unverfügbare Würde verleiht - und zwar jedem einzelnen Menschen.

Natürlich ist es häufig preiswerter, industriell gefertigte Produkte zu kaufen, aber auch wenn ich es nicht absichtlich tue, beteilige ich mich dabei nicht selten an der Ausbeutung von Arbeitern in Südostasien. An handwerklichen Erzeugnissen gefällt mir, dass man den Handwerker darin erkennt und ihn und sein Werk würdigt.

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