Das Fest der bewegten Herzen
Von Pfarrer i.R. Sven Dreiser, evangelisch, Rieden
„Maria bewegte alle diese Dinge in ihrem Herzen“. So heißt es ganz am Ende der Weihnachtsgeschichte, die uns der Evangelist Lukas überliefert. Die junge Frau Maria ist hellwach, obwohl sie allen Grund hat, müde zu sein: Zuerst der beschwerliche Gang von Nazareth nach Bethlehem, etwa 120 km. Dann die erfolglose Herbergssuche und schließlich ein einfaches Nachtlager in einem windschiefen Stall, mitten zwischen den Tieren. Aber an Schlaf ist überhaupt nicht zu denken. Denn auf einmal setzen die Wehen ein und Maria bringt ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt. Sie legt ihn auf das Stroh der Futterkrippe. Die Engel verkünden es den Hirten draußen auf dem Feld. Und die machen sich gleich auf den Weg zum Stall und zum Kind in der Krippe. „Denn euch ist heute der Heiland, der Immanuel, Gott mit euch, geboren“.
Diese uralte Geschichte bewegt seitdem die Herzen der Menschen. Und aus bewegten Herzen wird ein Fest, das zu den schönsten gehört, die wir im Lauf des Jahres feiern. „Maria bewegte alle diese Dinge in ihrem Herzen“. Neben dem Christuskind steht diese junge Frau im Mittelpunkt der Weihnachtsgeschichte. Sie gehört zur Tradition aller christlichen Kirchen rund um den Erdkreis. Die Menschen betrachten und bewundern sie, weil sie Ja zu dem gesagt hat, was Gott mit ihr vorhat: die Mutter des Christuskindes zu werden. So ist sie für die ganze Christenheit eine Mutter des Glaubens und Vorbild geworden. Als Mutter hat sie eine besonders enge Beziehung zu ihrem Sohn Jesus. Sie tröstet ihn wie eine Mutter trösten kann, und geht seine Wege mit, auch den letzten Weg bis ans Kreuz. Den toten Jesus legt man ihr vom Kreuz in die Arme. Ein Moment, der einer Mutter das Herz zerreißen muss.
Die Weihnachtsgeschichte ist der Auftakt vom Weg Gottes in das Leben der Menschen, in die Freude, in die Traurigkeit bis hinein in den Tod. Immanuel, Gott mit uns. Weihnachten ist das Fest der bewegten Herzen. Es ist das Fest der getrösteten Herzen. Und der Herzen, die wieder heil werden. Und der dankbaren Herzen – so wie Maria es uns vorgelebt hat. „Und ich bewegte alle diese Dinge in meinem Herzen.“