Darf sich Fasten lohnen?

Von Pfarrer Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

 

 

Darf man etwas davon haben, wenn man bewusst auf etwas verzichtet? In den evangelischen Kirchen der Reformationszeit war man anderer Meinung. Fasten passte nicht zum Glauben an die freie Gnade Gottes. Sie lässt sich durch nichts verdienen, auch durchs Fasten nicht. Der bewusste Verzicht aufs Fasten wurde für Jahrhunderte ein evangelisches Markenzeichen. Daran hat sich inzwischen einiges geändert. Wir haben von unseren christlichen Geschwistern in den katholischen und orthodoxen Kirchen gelernt, dass Fasten die Quellen des eigenen Glaubens bewusster macht. Muslimische Nachbarn erzählen von ihrem Fasten, das den eigenen und gemeinsamen Glauben stärkt. Seit vierzig Jahren gibt es inzwischen die evangelische Fastenaktion „7 Wochen ohne“. Von Aschermittwoch bis zur Osternacht gibt sie Anregungen, sich mit dem Glauben zu beschäftigen. Diesmal lautet das Motto: „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit”. „Seid unverzagt!“, sagte Paulus auf seiner Seereise nach Rom. Sie waren in einen Sturm geraten. Das Schiff ließ sich nicht mehr steuern. Es kam zu gegenseitigen Vorwürfen, Schuldzuweisungen und Kurzschlusshandlungen. Die Katastrophe nahm ihren Lauf. Paulus behielt die Nerven. „Seid unverzagt, denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff.“ So kam es auch. Die Reise blieb beschwerlich. Doch sie erreichten das Ziel. Unverzagt sein, auch wenn Fakten dagegen sprechen. Sich vom dramatischen Lauf der Dinge die Hoffnung nicht nehmen lassen. Das sind Lichtblicke für einen selbst und für andere. „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit!“ Warum also nicht einfach einmal ausprobieren?

Zurück