Danke für Nichts?

Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt, Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

T- Shirts verbreiten oft Botschaften. Gerade dem Kindesalter entwachsen, trägt ein junger Mann ein Shirt mit dem Aufdruck „Danke für Nichts“. Mag sein, dass er damit nur seine Verehrung für die „Boehsen Onkelz“ und ihren gleichnamigen Titel kundtun will.

Mag aber auch sein, dass er einer in unserer Gesellschaft verbreiteten nihilistischen Grundstimmung das Wort gibt. Danke für Nichts! Das Leben ist machbar. Ich bin der Schöpfer meines Schicksals. So brauche ich Niemandem und Nichts zu danken. Weder Eltern noch Familie, noch Erzieher und Lehrer, noch Gesellschaft und Politik. Letzten Endes danke ich nur meiner eigenen Cleverness und Kreativität.

Nun ist tatsächlich vieles machbar und Erwachsen Werden bedeutet, Verantwortung für das Machbare zu übernehmen. Wir müssen uns nicht fatalistisch als Spielball eines blinden Schicksals verstehen.

Andererseits spricht aus dem „Danke für Nichts“ eine tiefe Gedankenlosigkeit und Phantasielosigkeit. Es könnte doch alles ganz anders sein in meiner jetzigen Lage.

Jede Krankheit, jede Behinderung, jeder Unfall, jeder Verlust geliebter Menschen, erst recht Katastrophen führen in die Krise selbstgefälliger Allmachtsphantasien. Im Grunde sind wir sehr abhängig, haben nichts, was uns nicht gegeben worden wäre. Keiner hat sein Leben selbst gemacht. Unser Sein ist nicht in uns selbst begründet. Davon spricht der Glaube an Gott, den Schöpfer und Erhalter allen Lebens. Ich denke, daraus folgt Dankbarkeit. Sie gibt unserem Leben eine neue Grundstimmung. Wir können die Blickrichtung verändern. Weg von unseren Defiziten und Fehlern hin auf das, was uns täglich gegeben wird.

Eindrücklich erklingt das in einem alten Kirchenlied (gedichtet in schweren Zeiten):
„Lobet den Herren (Gott)!
Der unser Leben, das er uns gegeben, in dieser Nacht so väterlich bedecket und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket: Lobet den Herren!“
Weiter werden zum Beispiel Gesundheit des Leibes und der Seele, Schutz vor Feuer und Terrorismus als Gründe zum Gotteslob besungen.

Wirklich „Danke für Nichts“?

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