Christlich wählen?!

Ruth Stein

Von Ruth Stein
Evangelische Schulpfarrerin, Koblenz

Pfarrer Wilhelm Rott, einer der beeindruckendsten Männer der Koblenzer Nachkriegsgeschichte, hat sich mal von der Kanzel gegen das ´C` im  Namen bestimmter Parteien verwahrt.

Viele heute würden ihm sofort recht geben mit dem Argument, dass Religion und Politik nicht vermischt werden sollten, dass Kirche und Staat nichts miteinander zu tun haben.

So hat Rott das aber gerade nicht gemeint: als er 1947 anlässlich der Eröffnung des rheinland-pfälzischen Landtages in der Florinskirche predigte, hat er sich dagegen gewandt, dass manche Parteien eine Art Alleinvertretungsanspruch für das ´Christliche` beanspruchen. Wie viele Frauen und Männer, die während des 3. Reiches in der Bekennenden Kirche Widerstand geleistet hatten, war Rott überzeugt, dass das Wort Gottes über allen Bereichen des Lebens steht und dass Christen ihr Handeln nicht nach einer bestimmten Politik, sondern nach dem Wort Gottes ausrichten sollen.

Wenn wir am Sonntag zur Wahl gehen, kann Rotts Position eine Hilfe sein: Parteien und Politiker zu wählen, denen man am ehesten zutraut, Politik im Sinne Jesu Christi zu machen, also jedem Menschen als Ebenbild Gottes die gleiche Würde zuzubilligen, sich im Sinne der Nächstenliebe für die Schwachen in der Gesellschaft einzusetzen und sich für gerechte Verhältnisse zu engagieren. Denn laut Rott hat der Christ, " nicht einer weltanschaulich-politischen Doktrin, sondern dem wirklichen Menschen zu dienen."  

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