Bunt. Lebendig. Vergänglich.

Von Pfarrer i.R. Sven Dreiser, evangelisch

Von Pfarrer i.R. Sven Dreiser, evangelisch

Endlich September, endlich Herbstanfang. Nach dem langen und heißen Sommer werden die Tage und Nächte erträglicher und die Wälder wieder bunter. In seinem berühmten September-Gedicht schreibt Erich Kästner:

„Die Stare gehen auf die Reise.
Altweibersommer weht im Wind.
Das ist ein Abschied laut und leise.
Die Karussells drehn sich im Kreise. Und was vorüber schien, beginnt.“

Herbst, das bedeutet Bewegung und buntes Leben, aber auch die Erinnerung daran, dass alles vergänglich ist. Ein Hauch von Abschiedsstimmung liegt daher über den kommenden Wochen. Abschied, der notwendig ist, damit wieder etwas Neues beginnen kann. So ist der Lauf des Lebens. Und so hat Gott sich seine Welt gedacht: bunt und vielfältig, nicht eintönig und engstirnig. Und so engagieren wir Menschen- und Gotteskinder uns gemeinsam für eine bunte und vielfältige Gesellschaft. Laut und leise, im Großen wie im Kleinen. Eine lebendige Gemeinschaft, in der niemand ausgegrenzt wird, sondern alle dazugehören und willkommen sind: die Fremden, die Nachbarn, die psychisch Kranken, die straffällig Gewordenen und viele mehr. So dürfen wir uns auch von unseren Vorurteilen und Berührungsängsten verabschieden und unseren Träumen und Visionen wieder mutig trauen.

Alles Leben ist Wandel und das ist im Herbst ganz besonders zu spüren. Auch wenn Veränderungen Angst machen können, bleiben wir doch eingeladen, dem Leben mehr zu trauen als unserer Angst, weil Gott auf unserer Seite ist. Im Schlusslied des ökumenischen Evensongs, der auch an diesem Sonntag (2. September 2018) wieder in der Florinskirche gefeiert wird (17:00 Uhr), heißt es: „Umringt von Fall und Wandel leben wir. Unwandelbar bist du: Gott, bleib bei mir!“ Ja, das Leben wandelt sich, ist bunt, lebendig und vergänglich. Aber bei Gott bleibe ich geborgen. Ein Leben lang. Und darüber hinaus.

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