Bitte Abstand halten...

Von Pfarrer Dr. Roger Mielke, Ev. Militärpfarramt Koblenz III - Zentrum Innere Führung

Von Pfarrer Dr. Roger Mielke
Ev. Militärpfarramt Koblenz III - Zentrum Innere Führung

Wort zur Woche: "Der Herr wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen." (1. Korinther 4,5)

Ich stehe vor der Apotheke und warte, vor mir noch zwei Kundinnen. Auf dem Boden ein Klebestreifen: „Diskretion. Bitte Abstand halten.“ Ups! Sofort rücke ich 30 cm nach hinten. Klar, denke ich, egal ob Krebsmedizin, Antibiotikum oder Fußpilzsalbe, das geht keinen etwas an. Es gibt diese Orte, an denen Privatheit und Diskretion großgeschrieben werden und jedem unmittelbar einleuchten. Wie merkwürdig, dass es an anderen Orten so ganz anders ist. Facebook, Instagram, Snapchat und wie sie alle heißen – sie leben davon, dass Menschen viel von sich preisgeben und sich gerne ins Licht stellen. Eine Bekannte schickte bei einem Krankenhausaufenthalt vor lauter Langeweile Bilder des Mittagessens an ihre tausend digitalen Freundinnen und Freunde, nicht ohne ausführliche und kundige Kommentare.

Die Bibel redet von Gott als demjenigen, der uns durch und durch kennt. Im Psalm 139, einem Gebet der Bibel, heißt es: „HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.“ Ein wunderbares und zutiefst tröstendes Wort, finde ich. Gott, von dem ich herkomme, zu dem ich hingehe, der mich kennt, dem ich vertraut bin. Ich habe auch schon Menschen getroffen, denen das unheimlich war: Einer, vor dem ich nichts verstecken kann? Einer, der auch die dunkelsten Winkel meines Lebens erleuchtet? Das macht nur Sinn, wenn dieser Gott mit einer alles durchdringenden Liebe auf mein Leben schaut. Genau so redet die Bibel von ihm und ermutigt damit, zu diesem Gott in eine lebendige, heilsame und rettende Beziehung einzutreten.

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