Berührt werden und berühren

Von Carmen Tomaszewski
Evangelische Pfarrerin in der Ökumenischen TelefonSeelsorge Mittelrhein

Wie dankbar bin ich, dass ich in diesen seltsamen Tagen nicht allein lebe. Dass mein Lieblingsmensch mit mir in einem Haushalt lebt und wir einander mal in die Arme nehmen können. Denn das fehlt mir am meisten. Realer, körperlicher Kontakt. Hand auf Hand, Haut auf Haut. Vertraute Nähe, die alle Handy-Nachrichten und Video-Chats nicht ersetzen können. Eine wichtige Dimension des Mensch-Seins fehlt, wenn man Berührungen fasten muss.

Wie dankbar bin ich, dass es nicht nur Berührung Haut auf Haut gibt, sondern auch Berührung Herz auf Herz. Manchmal erzählt mir einer unserer ehrenamtlichen TelefonSeelsorge-Menschen davon. Von einem Telefongespräch, wo es plötzlich ganz nah wird. Wo ein Herz mit einem Herzen spricht, zwei Menschen sich ganz tief begegnen. Beide beschenkt werden. Wo einer wirklich zuhört, und der Andere spürt, „der will verstehen, wie ich die Welt erlebe.“ Wo Gefühle präsent werden und sein dürfen. Wo ein Wort genau zur richtigen Zeit wohltuend wirkt. Die Augen leuchten, weil es sich so richtig anfühlt. Und meine Augen leuchten auch, weil es mich beim Hören mit anrührt.

Solche Momente sind nicht machbar. Doch sie geschehen - Gott sei Dank - auch in Zeiten von „physical distancing“. Ich erhöhe die Chance auf lebendige Begegnungen, wenn ich mir erlaube, wach und berührbar zu bleiben. Mein Herz nicht verschließe, obwohl das riskant ist. So kann das Leben besser fließen. Vielleicht sogar den Schmerz lindern, der da sitzt, wo ich oft selbst kaum hinschauen kann. Ich wünsch Ihnen, dass Sie so berühren und berührt werden, in diesen seltsamen Tagen.

Wenn Sie jemanden zum Zuhören brauchen - die TelefonSeelsorge ist da.
Rund um die Uhr. Anonym. Kostenlos.
Unter 0800 – 1110111 oder 0800 - 1110222.

Wenn Sie gut zuhören können, ist die Mitarbeit bei der TelefonSeelsorge vielleicht etwas für Sie.
Mehr Infos unter www.telefonseelsorge-mittelrhein.de.