Anker – Zeichen der Hoffnung oder … ?

Von Pfarrer Burkhard Leh, Evangelische Studierendengemeinde Koblenz

Von Burkhard Leh
Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde Koblenz

Endlich: Die Aquarius ist nach langer Irrfahrt in den Hafen eingelaufen, hat den Anker ausgeworfen. Für 141 Flüchtlinge ist dieser Anker ein Hoffnungszeichen. Der schwankenden See entronnen, haben sie wieder sicheren Boden unter den Füßen. Ich denke an Segeltouren auf der Nordsee, oft in unruhigen Gewässern. Wenn die Ankerkette rasselte und das Boot fest gezurrt war, war ich erleichtert: geschafft! Es wundert nicht, dass ein Anker positive Assoziationen weckt, auch da, wo er eher symbolisch gemeint ist.

Und dann gibt es merkwürdige Zufälle: Ich höre diese Meldung vom Ende der Irrfahrt der Aquarius; und unmittelbar danach, dass ein weiteres AnkER-Zentrum eröffnet wird, ein Ort für Flüchtlinge, der vielleicht ein Ort der Hoffnung ist, aber mit dem auch schon die mögliche Rückführung als Androhung verbunden ist.

Nur wenige der 141 Flüchtlinge werden einen Asylgrund im Sinne unseres Asylrechtes haben. Die Rückführung (wie wohlklingend; Abschiebung klingt weniger schön) ist für viele schon absehbar. Dass sie alle lieber in Europa bleiben wollen, verstehe ich gut. Sie wollen ein Stück vom Kuchen abhaben, den auch ich genieße, einfach weil es das Schicksal mit mir gut meinte und mich in Deutschland zur Welt kommen ließ. Aber so viel Glück werden nur wenige haben.

Ich habe nicht die alles klärenden Lösungen für die großen Migrationsbewegungen. Sicher ist für mich, dass wir eine geordnete Migrationsgesetzgebung neben dem traditionellen Asylrecht brauchen, um verlässliche Perspektiven zu beschreiben, für Migranten und für die aufgesuchten Länder. Was wir nicht brauchen, sind Begriffe, die durch ihren geliehenen Wohlklang so tun, als sei alles in guter Ordnung. Jesus Sirach hat das so formuliert: „Es gibt eine Art zu reden, die dem Tod gleicht […] Die Gottesfürchtigen sollen dies meiden.“ (Kapitel 23,12)

Ihr Pfarrer Burkhard Leh 

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