Alles eine Frage des Blickwinkels

Pfarrerin Ute Lohmann
BBS Wirtschaft Koblenz

Vieles im Leben wird durch unseren je eigenen Blickwinkel bestimmt, aus dem heraus wir etwas betrachten und beurteilen. Wir schauen mit einer bestimmten Sicht auf die Ereignisse – und meinen, nur so kann es sein und nicht anders. Auch die Bibel erzählt viele Geschichten, wo es auf den Blickwinkel ankommt. Nehmen wir die Israeliten, die wegen einer Hungersnot in Ägypten waren und dort schließlich als gute Arbeiter schuften mussten. Das Jammern und Wehklagen war groß. So groß, dass Gott sich ihrer erbarmte und Mose das Kunststück mit Gottes Hilfe schaffte, sie aus Ägypten zu holen. Zuerst war die Freude groß, dann aber – nach vielen Wochen in der Wüste – fing das Jammern und Wehklagen wieder an: Wären wir doch in Ägypten geblieben, da hatten wir wenigstens genug zu essen. Mose und Gott mussten da so einiges aushalten, bis das Volk es endlich ins gelobte Land geschafft hatte. Ob es wirklich ein gelobtes Land war, dass hängt dann vom Blickwinkel der Menschen ab, die dort nun leben werden. Auch das wird sehr unterschiedlich gewesen sein. Erinnern wir uns an den Apostel Paulus – zuerst war er ein fanatischer Christenverfolger, der sich auf dem rechten Weg fühlte, dann – durch ein plötzliches Ereignis auf einer Reise nach Damaskus – da wurde er zu einem Missionar, der die Menschen von der christlichen Botschaft überzeugte.

Auf den Blickwinkel kommt es an: wenn wir in eine Situation kommen, kann es sein, dass wir diese als problematisch beurteilen; wechseln wir den Blickwinkel, stellen uns an einen anderen Ort, kann es sein, dass wir erkennen, welche Chance in dieser Situation für uns steckt. Dann weitet sich unser Blick für neue, interessante Anstöße. So sind auch die Erzählungen der Bibel immer wieder gute Anstöße den Blickwinkel zu weiten, um zu erkennen, was in Gottes Sinn jetzt für das eigene Leben, für das Zusammenleben und für das Reich Gottes zu tun ist: Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Frieden sind die Anstöße, die unseren Blick weiten werden.