Aber ja doch!
Von Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt
„Darf ein Christ lachen?“ Diese Frage wurde ernsthaft in der Christenheit immer wieder gestellt. So unter anderem von einem lutherischen orthodoxen Theologen, der offenbar an den fröhlichen und witzigen Reformator keine Erinnerungen mehr hatte. So sagte Martin Luther z. B. „Teufel, willst du mich fressen, so fang hinten an.“
Der humorlose Theologe gab auch gleich auf die lächerliche Frage eine noch lachhaftere Antwort: „Nein, denn Christus hat auch niemals gelacht.“ Das ist natürlich bedenklicher Unsinn und folgt aus einem Gottesbild vom strengen und strafenden Gott, der mit Freude und Lust nichts zu schaffen hat. Solche sadistischen Vorstellungen haben leider in der Geschichte des Christentums unsäglich viel Leid angerichtet. Aus einer „schwarzen“ Theologie folgte eine „schwarze“ Pädagogik mit unsinnigen Geboten und Verboten. „Du sollst nicht frei denken! Du sollst nicht fühlen!“ waren die Devisen einer krankmachenden und lebensfeindlichen Erziehung. In dieser Hinsicht hat das Christentum viele kranke Menschen auf dem Gewissen. Das in Kinderseelen angerichtete Unheil lässt sich durch nichts rechtfertigen. Der unerbittliche Gegner des Christentums Nietzsche bringt es auf den Punkt: „Bessere Lieder müssten sie mir singen, daß ich an ihren Erlöser glauben lerne, erlöster müssten mir seine Jünger aussehen.“
Wer mit offenen Sinnen durchs Leben geht, hat viel Grund zur Freude und gut lachen. Wirklich? Gibt es nicht abgrundtiefes Böses und unendliches Leiden, das diese Welt entstellt? Das lässt sich doch nicht leugnen. Darum spricht man mit Recht in der Theologie von einer „gefallenen Schöpfung“ und ihrer „Erlösungsbedürftigkeit“.
Die frohe Botschaft (Evangelium) von Christus spricht von ihm als dem großen Heiler, dem Heiland. In Musik und Kunst hat sich überschwängliche Freude manifestiert und spiegelt die Freude Gottes an seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen. Darum wird die Welt auch nicht ewig unheil bleiben. Christen hoffen auf die neue Schöpfung. „Es muss ja alles gut werden, weil Christus auferstanden ist.“(Sören Kierkegaard).
So gibt es gute Gründe zum Lachen. Gerade auch über die Diktatoren und die Mächte, die Menschen und Welt unter ihrer Knute halten. "Aber der im Himmel wohnt lacht ihrer und Gott spottet ihrer".