Volkstrauertag

Von Pfarrer Burkhard Leh, ESG Koblenz

Von Herrn Pfarrer Burkhard Leh, ESG Koblenz

In früheren Jahren habe ich das oft gemacht: eine kurze Ansprache zum Volkstrauertag beim Gedenkkreuz für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Das war im Dorf ein Pflichttermin. Auch der Bürgermeister war da, und das Tambourcorps, es spielte das Lied vom gefallenen Kameraden. In diesem Jahr kann ich –wie schon häufiger- zuhause bleiben. Es gibt nicht mehr so viele Gedenkveranstaltungen, und zu den übrig gebliebenen kommen immer weniger Teilnehmer. Vor allem sieht man fast keine jungen Leute. Nachwuchsprobleme, leider, oder vielleicht Gott sei Dank?

Ja, auch und zuerst Gott sei Dank! Die jungen Leute verbinden mit dem Volkstrauertag keine eigenen Lebensgeschichten mehr. Sie sind ja ohne die Erfahrung eines Krieges im eigenen Land aufgewachsen, genauso wie ihre Eltern. Schaut man in die Geschichte von Deutschland, dann ist das eigentlich unfassbar: es ist möglich, in friedlichen Zeiten zur Welt zu kommen, auf zu wachsen und alt zu werden, und eines natürlichen Todes zu sterben, nicht auf einem Schlachtfeld. Die Toten der Schlachtfelder haben Nachwuchssorgen, Gott sei Dank.

Aber das ist ja leider nur die halbe Wahrheit; friedlich ist unsere Welt nun wirklich nicht, Syrien und die Ukraine etwa sind uns relativ nahe. Und das jüngste Säbelrasseln zwischen den Großmächten erinnert schon fast an die Zeit des kalten Krieges. Einige denken schon daran, die Wehrpflicht wieder ein zu führen. Mir selber kommt eher ein Wort von Jesus in den Sinn: Selig sind die, die sich für  Frieden einsetzen (und nicht einfach die Friedfertigen). Vermutlich hat Jesus eines der Gebete des Alten Testamentes im Herzen gehabt: Suchet Frieden und jaget ihm nach (Psalm 34,15). Beständiger Einsatz für ein respektvolles Miteinander, im Kleinen wie im Großen, ist eine bleibende Aufgabe. Der Volkstrauertag erinnert mich daran.

Zurück