Das Lächeln Gottes

Von Alf Hopfgartner, Evangelischer Schulpfarrer

Von Alf Hopfgartner
Evangelischer Schulpfarrer

Letzten Sonntag trauerte Deutschland bundesweit um die an und mit Corona Verstorbenen, sagte den Trauernden Solidarität zu und dankte den Menschen, die besonders dazu beitragen, unser Leben auch in dieser Zeit lebenswert zu erhalten.

Der kommende Sonntag trägt den Namen „Jubilate“. Aber gibt es denn Grund zur Freude, zum Jubel, zur Dankbarkeit? Auch gläubige Menschen erleben Schlimmes und zweifeln: Ist Gott eigentlich noch bei mir? Bin ich eigentlich noch bei Gott? Trotz alledem haben sie aber bereits die Ahnung von einem neuen Leben. Wer an die Auferstehung Jesu glaubt, wer seine Hoffnung auf Gott setzt, für den hat all das, auch der Tod, seine Endgültigkeit verloren. Dem wächst Stärke zu, auch mitten in der Verzweiflung.

Luther kennt beides. Die Freude am Leben mit Gott, aber auch den Zweifel an sich selbst, an seinen Mitmenschen, an Gott. Tagelang bleibt er im Bett, verkriecht sich, ist depressiv. Nach Tagen hat seine Frau Käthe eine Idee. Sie zieht sich schwarze Trauerkleidung an und betritt seine Jammerstube. Luther erschrickt zutiefst, springt auf: „Wer ist denn gestorben?“ Darauf Käthe: „Gott ist gestorben. Wenn du nicht mehr betest, sprichst und singst, dann ist Gott für dich tot und hat keine Macht mehr!“ Käthe erinnert ihn an das, was ihm in seiner Seelsorgearbeit so wichtig ist.

Wenn wir beten, verliert das Gefühl der Gottverlassenheit an Kraft, wenn wir singen, schwindet die Traurigkeit. Luther erholt sich, nicht mit einem Schlag, aber Stück für Stück. Er sagt: „Wenn du mutlos und traurig bist, so stell dir vor: Gott lacht dich jetzt an. Hüte dich aufs höchste, allein zu sein. Wage dich in die Nähe derer, die gerade leichter glauben können. Denn wenn Geschwister einander trösten, dann ist die ganze Welt voller Trost.“

Viele meinen, Glaube sei etwas ganz privates und geht niemanden etwas an. Aber niemand von uns lebt allein, niemand von uns glaubt allein, niemand von uns kommt allein durch diese Tage. Beten, Singen, Reden - trotz alledem. Sich von Gott anlächeln lassen. Das ist eine schöne Einladung an uns alle, die wir zweifeln und doch auch glauben, die wir jetzt Grund zur Trauer, aber auch zur Dankbarkeit haben. Das ist eine schöne Einladung, vielleicht auch zum Gottesdienst, jetzt am Sonntag „Jubilate“. Und sei es im Fernsehen, Internet oder Radio. Lassen Sie sich von Gott anlächeln und geben das Lächeln weiter, an die, die von Trauer betroffen sind, an die die für uns alle besonders und risikobereit arbeiten. Schützen Sie das Leben der besonders Gefährdeten, tragen sie die notwendigen Einschränkungen mit, auch wenn es schwerfällt.

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