Meine Zeit in Gottes Händen

Rogate

Von Herrn Sven Dreiser
Pfarrer im Ruhestand, Rieden

Gedankenversunken sitze ich an meinem Schreibtisch und blättere im Kalender. Als ich noch im Dienst war, standen sehr viel mehr Termine drin. Ich halte inne: Kann es denn sein, dass wir schon Anfang Mai haben? In den letzten Wochen gab es frühes Erblühen in der Natur und dann doch noch einen Wintereinbruch mit kalten Temperaturen. Einige Pflanzen in unserem Garten haben das nicht überstanden. Die Zeit rast davon und wir mit ihr.

Auch jetzt zeigt uns die Natur und der Lauf der Zeit, wie vergänglich das Leben ist. Der Wonnemonat Mai ist so etwas wie der „Game-changer“: nach den Eisheiligen werden Gärten und Balkone wieder bunt und blühen auf. Die Abende werden länger und wir sitzen bis tief in die Nacht mit Nachbarn und Freunden zusammen und „philosophieren“ über Gott und die Welt. Wir vergessen die Zeit mit ihren je eigenen Mühen und Sorgen. Wenigstens für einen Augenblick. Wir sehnen den Sommer herbei und vielleicht die Aussicht auf Tapetenwechsel und Urlaub. Ein Aufatmen in den Bedrängnissen unserer Lebens-und Welt-Zeit.

In den Gottesdiensten dieser Mai-Wochen beten wir für die Bewahrung der Schöpfung und eine gute Ernte später im Jahr. Betagte und lebenserfahrene Menschen erinnern sich vielleicht noch an die feierlichen Bitt-Prozessionen durch die Felder auf den Eifel-Höhen.

Und auch die Bitte um den Heiligen Geist wird in den Gottesdiensten vor dem Pfingstfest lauter. Die Bitte um Beistand, Trost und Lebendigkeit. Wir loben Gott mit fröhlichen Liedern. Gott ist der Himmel über uns und die Schönheit in uns.

Gedankenversunken sitze ich an meinem Schreibtisch und  schaue aus dem Fenster. Gerade zeigt sich ein Stück blauer Himmel und Sonnenschein. Und ich bin mit einem Lächeln dankbar, dass „meine Zeit in Gottes Händen steht“ (Psalm 139,16).