,Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf` (- oder der Nikolaus)

Von Schulpfarrerin Ruth Stein
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Das Zitat kennen Sie bestimmt, gern begleitet von einem resignierten Seufzen: wenn der eher arbeitsunwillige Kollege an den anderen vorbei befördert wird. Wenn einer im Unterschied zu anderen kaum gelernt hat, aber in der Prüfung viel besser abschneidet, dann haben Sie das vielleicht selbst gesagt oder zumindest gedacht: ´Den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf.` Denn damit lässt sich ironisch bemänteln und hinter einem Lachen verstecken, dass man mit der Ungerechtigkeit des Lebens hadert.

In einem ganz anderen Zusammenhang hat eine junge Mutter den Ausspruch benutzt, die mir mit ihren beiden Kindern im Bus gegenübersaß. Sehr aufgeregte, noch recht junge Kinder waren das, die kurz vorm Nikolaustag nicht aufhören konnten zu fragen, ob Nikolaus denn wirklich zu allen Kindern komme, ob man die Stiefel besser vor die Wohnungstür oder vors Haus stellen solle, wann er denn genau komme und ob sie nicht wachbleiben könnten? Aber da wurde die Mutter energisch: Nein, sie müssten auf jeden Fall schlafen, denn nur ´den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf.`

Zuerst war ich von dem Kontext verblüfft, aber eigentlich trifft das den Zusammenhang des biblischen Verses gut. Psalm 127 beginnt mit den Worten: ´Wenn nicht der Herr das Haus baut, mühen sich umsonst, die daran bauen.` Der Psalm ist also keine Aufforderung zur Untätigkeit, sondern eine Erinnerung, dass wir Menschen das Heil nicht herbeizwingen können, dass wir im Advent auf das Kommen des Herrn warten, das beste Geschenk uns schon bereitet ist, - ohne dass wir durch Geschäfte hetzen oder im Internet Bestellungen ausfüllen.

Wer am Nikolausabend mit ein bisschen Aufregung und viel Vorfreude in den Schlaf fällt, der tut das im tiefen Vertrauen, dass sich über Nacht und auf wundersame Weise die Stiefel füllen, sei es durch die geheimnisvolle Legendengestalt oder liebevolle Eltern. So gesehen ist Nikolaus eine gute Einübung in den Advent, gerade wenn dieser flankiert ist von Krisen, erschreckenden Bildern und schlimmen Nachrichten. Es geht gerade nicht darum, die Hände in den Schoß zu legen und die Augen zu verschließen vor dem Elend der Welt, sondern sich wie der legendäre Bischof von Myra um mehr Gerechtigkeit und Frieden in der Welt zu mühen und sich einzusetzen, aber dabei auf den Segen Gottes zu hoffen. – Erfrischt und gestärkt durch guten Schlaf geht das umso besser!

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