Zum Wohl der Stadt

Jubilate

Von Herrn Dr. Andreas Metzing
Prädikant im Evangelischen Kirchenkreis Koblenz

In der vergangenen Woche habe ich eine hochinteressante Veranstaltung besucht: ein Gesprächsforum, bei dem sich Menschen aus kirchlichen Gruppen mit Mitgliedern aus verschiedenen Fraktionen des Koblenzer Stadtrats an einen Tisch gesetzt haben, um gemeinsam zu überlegen, was in unserer Stadt besser werden muss und wie Kirchen und Kommunalpolitik angesichts der Herausforderungen unserer Zeit zusammenarbeiten können. Ich war begeistert! Zum einen von der Bereitschaft, einander zuzuhören. Denn in Zeiten, in denen viele vor allem darauf bedacht sind, eigene Interessen durchzusetzen, ist vielleicht nichts wichtiger als die Fähigkeit, Antennen für die Mitmenschen zu entwickeln. Beeindruckt hat mich aber noch etwas anderes: Sowohl bei den kirchlichen Initiativen wie auch bei den Kommunalpolitikerinnen und -politikern war durchweg zu spüren, dass wir in diesen Fragen letztlich an einem Strang ziehen müssen: Es geht darum, auf ein lebenswertes menschliches Miteinander und eine Stärkung des sozialen Zusammenhalts hinzuarbeiten – zum Wohl der Stadt.

„Zum Wohl der Stadt“ – so lautete auch der Titel dieses Gesprächsforums, das von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Koblenz (ACK) organisiert worden war. Er spielt an auf eine beim Propheten Jeremia überlieferte Geschichte, in der Gott das Volk Israel ermuntert, sich auch im Exil in der Stadt Babylon für ein gutes Zusammenleben einzusetzen. Das griechische Wort für „Stadt“ lautet „polis“ und ist die sprachliche Wurzel unseres Begriffs „Politik“. Gott fordert uns also dazu auf, im besten Sinne politisch zu werden, uns für die Gesellschaft, in der wir leben, einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Das kann, aber muss nicht unbedingt Parteipolitik sein. Auch der ganz normale Alltag vor Ort bietet viele Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren und für ein solidarisches Miteinander sorgen. Davon profitieren wir alle – zum Wohl der Stadt.