Wann ist eigentlich Ostern?

Karfreitag

Von Schulpfarrer Alfried Hopfgartner
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Vor fünf Wochen habe ich ihn gekauft, den Osterhasen aus Schokolade. In der Werbung, in den Supermärkten - Ostern scheint schon längst da zu sein. Aber so einfach ist es nicht. Viele von uns mussten seit dem letzten Osterfest einen geliebten Menschen verabschieden, haben Hoffnungen verloren oder sind sich ihrer eigenen Sterblichkeit bewusst geworden. Wer  glaubt da an ein Leben nach dem Tod? Auch in diesem Jahr sind wir verstrickt in den Tod, den wir Menschen selbst in die Welt tragen. Fähig zum Krieg, aber unfähig zum Frieden? Freude an Natur und Mitwelt, aber unfähig Klimawandel und Artensterben entgegenzuwirken? Wer glaubt da noch an Gottes gute Schöpfung?  Bei jeder christlichen Bestattung spricht die Gemeinde den Trauernden und dem Verstorbenen das Wort Jesu zu: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt (Joh.11,25). In diesem Sinne glauben wir nicht an ein Leben nach dem Tod. Wir glauben an Jesus und vertrauen Gott.Von ihm kommt das Leben und zu ihm kehrt es zurück.Was dann geschieht liegt bei ihm. Ostern ist also da, wo Gott ist und wir bei ihm sind. Ostern ist da, wo Gottes helfende Nähe uns in Trauer und Verlust begleitet, tröstet und aufhilft. Ostern ist da, wo wir selbst Andere trösten und begleiten und Andere uns trösten und aufhelfen (Math 25, 31ff). Aus dieser Erfahrung mit Gott wächst sie erst, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Die Frage des Osterfestes ist also nicht die Frage: Glaubst du an ein Leben nach dem Tod? Die Frage des Osterfestes lautet: Vertraust du im Leben und im Sterben Gott? Aus der Freude am Leben das Gott uns schenkt und aus der Erfahrung seiner Nähe auch in traurigen Zeiten erwächst die Hoffnung und das Vertrauen: Unser Leben und Gottes gute Schöpfung verschwinden nicht im Nichts sondern bleiben in Gottes Hand. So wie bei Jesus, dessen Auferstehung wir zu Ostern feiern. Ostern ist da, wo wir so von Gott ermutigt umkehren, dem Frieden nachjagen und befreit von Angst im Großen und Kleinen die Welt nicht verloren geben.

Deshalb ist Ostern ein Fest des Lebens, des Neuanfanges und der Auferstehung. Ich freue mich darauf. Und was ist mit meinem „verfrühten“ Osterhasen? Der kommt dran wenn es bei mir Ostern wird. Spätestens aber am 31.März.

Herzlichst Alf Hopfgartner

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