Schwerer Zombie

Von Rolf Stahl, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

Von Rolf Stahl
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz

In den letzten Wochen war der Schaukasten vor unserer Kirche ziemlich leer. Keine Gottesdienste. Keine Veranstaltungen. Bis auf weiteres ist alles abgesagt. Ein knapper Hinweis auf die aktuelle Verfügung zum Infektionsschutz soll das erklären. Daneben hängt ein aktuelles Plakat zur Osterzeit. „Warum Ostern?“, so die Frage in der großen Überschrift. Darunter finden sich in deutliche kleinerer Schrift kurze Antworten. „Jesus Christus war tot. Und ist auferstanden. Er lebt. Gott hat das Böse überwunden. Jetzt geht’s los. Auch für dich.“ Das sind nicht viele Worte um das große Geheimnis des christlichen Glaubens. Zu wenig vielleicht sogar. In der letzten Woche war die Glasscheibe unseres Schaukastens auf einmal mit einem schwarzen Stift beschmiert. Ärgerlich auf den ersten Blick. Beim näheren Hinsehen erwies es sich als ein Kommentar: „Schwerer Zombie“ stand da. Das bezog sich eindeutig auf die Stelle über die Auferstehung. Den Auferstandenen mit einem Zombie vergleichen, das ist ein starkes Stück. Reflexartig nahm ich einen Lappen. Die Schrift ließ ohne große Mühe spurlos abreiben. Danach ärgerte ich mich ziemlich schnell über mich selbst. Warum hatte ich den Schriftzug nicht einfach stehen lassen? Da hatte jemand sehr bewusst eine Antwort auf die Osterfrage kommentiert. Ist der Vergleich mit einem Zombie angemessen? Darüber lässt sich streiten. Solcher Streit tut Ostern keinen Abbruch. Er bringt ins Nachdenken und vielleicht auch ins Gespräch. Die Zeit dafür hätten wir. Nach den Kalendern christlicher Kirchen dauert die Osterzeit fünfzig Tage. Wir sind also noch mitten drin - noch den ganzen Mai!

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