Gott lehrt Lachen

Von Vera Rudolph Pfarrerin Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Lützel Neuendorf

Von Pfarrerin Vera Rudolph
Evangelische Kirchengemeinde Koblenz-Lützel Neuendorf

Das Religionsbuch zeigt einen herzhaft lachenden Jesus. „Hat Jesus denn gelacht?“, fragen die Kinder. Was für eine Frage – er war doch ein Mensch. Auf der anderen Seite haben sie Recht: Glauben erscheint oft als todernste Angelegenheit, obwohl wir von der „guten Nachricht“ leben. Keine biblische Geschichte erzählt, dass Jesus gelacht habe. Es gab in der Kirchengeschichte sogar Zeiten, in denen Lachen und Humor regelrecht unterdrückt wurden aus Sorge, die Menschen könnten vom Glauben abkommen. Wer lacht, nimmt sich selbst oder eine Situation nicht ganz ernst. Das empfinden Machthaber aller Zeiten als Gefahr. Jesus zeigte in seinen Gleichnissen und Reden viel Humor: den wankelmütigen Petrus nennt er seinen „Fels“. Er erzählt von einem Mann, der einen Balken im Auge hat und sein Gegenüber auf einen Splitter hinweist. Mal ist die Rede von einem Kamel, das durch ein Nadelöhr geht. Bei einer Hochzeit sorgt Jesus für mehr Wein, damit das Fest feucht-fröhlich weitergehen kann. Sogar nach seinem Tod gibt es Gelächter: Im Mittelalter war das Osterlachen in den Gottesdiensten gute Tradition. Nach dem Motto „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“, lachten die Gläubigen den Tod aus. Wer lacht, distanziert sich für einen Moment von dem, was gerade geschieht. Lachen befreit. Glaube befreit. Er lässt uns hoffnungsvoll sein, selbst in schweren Lebenslangen. Er erinnert uns daran, dass wir nicht perfekt sind und es nicht zu sein brauchen. Er erinnert uns, dass Gott über alles das letzte Wort spricht: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Hanns-Dieter Hüsch dichtete: Ich bin vergnügt, erlöst befreit. Gott nahm in seine Hände meine Zeit. Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt!

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