Du sollst hassen?

Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt

Pfarrer i. R. Rainer Bärwaldt
Evangelischer Kirchenkreis Koblenz

Wer heute mit zum Teil minderwertigen und fragwürdigen Weihnachtsliedern die Werte des christlichen Abendlandes beschwört, sollte sich auf den Christus besinnen: sein Leben als der Jude Jesus von Nazareth, seine Worte, seine Taten, sein Geschick als Gottessohn. Bei allen unterschiedlichen Überlieferungen stehen dann zentrale Dinge klar im Mittelpunkt. Seine Geburt als armes Flüchtlingskind in Bethlehem, sein Tod als aus der Gesellschaft  Ausgestoßenem, sein Eintreten für Kranke, Schwache und Ausgegrenzte, seine Leidenschaft für Gerechtigkeit, sein Verzicht auf Gewalt, sein unbedingtes Vertrauen auf Gott, seine Botschaft, Gott und den Mitmenschen zu lieben wie sich selbst, ja sogar die Feinde zu lieben.

Wo ist da Platz für Hass?

In unserer Welt freilich schwillt der Hass immer mehr an, fordert täglich neue Opfer, lässt die Gewalttäter triumphieren, zerstört Zivilisation und Kultur, gebiert nackte Barbarei. Und während bei uns viele den Untergang diffus befürchten und irgendwelchen dubiosen Verschwörungstheorien anhängen. ist die Welt vieler Menschen längst untergegangen und unzählige sind davon bedroht.

Sind wir bereit, denen bei uns eine neue Welt aufzutun? Oder schotten wir uns ab? Ziehen neue Mauern hoch?

Der Hass beginnt im Herzen, im Innersten Wesen, keimt aus Angst und erlittenem Verlust,  wächst aus Gleichgültigkeit und Kälte dem anderen gegen über, wuchert  aus kalter Interessenpolitik in Wirtschaft und Gesellschaft, floriert in Feindbildern und gebiert schließlich Gewalt, Mord , Terror und Krieg.

Dann stehen wir entsetzt davor und fragen uns, wie so etwas möglich ist. Und übersehen ganz, dass die Wurzeln auch in uns selbst liegen, unserem Fühlen und Verhalten.

Braucht die Welt diesen Jesus, den Christus, nicht mehr denn je?

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